„Junge Familien, die sich häuslich niederlassen wollen, interessieren sich bei der Wahl des Wohnortes vor allem für drei Aspekte, nämlich für die ortsnahe Verfügbarkeit und den Zustand der Kindetagesstätten, der Schulen und der Spielplätze“, ist sich der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, Marc André Müller, sicher. Während sich auf vielen Spielplätzen nach der 2019 von der SPD gestarteten Spielplatzkampagne auf vielen städtischen Spielplätzen bereits einiges in eine positive Richtung getan habe, leiste sich die Stadt St. Wendel nach wie vor aber den Luxus, als einzige Kommune im Landkreis keine kommunale Kindertagesstätte vorzuhalten. Dies könne sich nach Auffassung der SPD-Stadtratsfraktion angesichts des Rechtsanspruchs von Eltern auf einen Kindergartenplatz in Zukunft noch rächen.
Eher dürftig sehe es insgesamt auch aus, wenn man den baulichen Zustand der städtischen Grundschulen betrachte. „Hier kann man zwar positiv feststellen, dass sich in den vergangenen Jahren schon an der einen oder anderen Stelle, zum Beispiel beim Bau der neuen Turnhalle in Niederkirchen, etwas getan hat“, merkt Marc André Müller an, „es wird aber auch ganz deutlich, dass in den letzten Jahrzehnten in St. Wendel insgesamt viel zu wenig in die vier Schulstandorte investiert wurde.“
Bei einem Ortstermin an der Grundschule Oberlinxweiler kurz vor den Sommerferien habe man sich ein Bild von diesem Standort gemacht, an dem jetzt schon die räumlichen Kapazitätsgrenzen derart ausgereizt seien, dass die Freiwillige Ganztagsschule im Keller und in einem Container untergebracht werden muss.
Auch bei der Nikolaus-Obertreis-Schule sei der Handlungsdruck sehr groß, ohne dass es viel erkennbare Bewegung gebe. „Bei unserem Neujahrsempfang 2019 haben wir das Thema NOS in die öffentliche Debatte gebracht. Im Kommunalwahlkampf 2019 nahm es dann an Fahrt auf und alle Fraktionen im Rat waren sich schnell einig, dass hier Eile geboten ist. Heute, dreieinhalb Jahre später, sind wir immer noch nicht viel weiter. Das geht mir alles viel zu langsam!“, kritisiert Müller, der einen klar erkennbaren Plan für die Entwicklung der Schulen in den kommenden Jahren vermisst.
Dabei bestehe im Stadtrat eigentlich Konsens über die Notwendigkeit, in den Bildungsbereich zu investieren, und bereits Anfang Januar 2020 hatte die CDU-Mehrheitsfraktion in einer Pressemitteilung und im Stadtrat angekündigt, „mit Hochdruck“ an einem „Bildungsstättenkonzept für St. Wendel“ zu arbeiten, welches dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden sollte. Bis dato ist aus dieser Ankündigung allerdings nichts geworden und auch der sehr allgemein und knapp gehaltene Schulentwicklungsplan der Stadt St. Wendel, der im Herbst 2022 für die nächsten 5 Jahre fortgeschrieben werden soll, lässt leider überhaupt nicht erkennen, mit welchen konkreten Maßnahmen die vier St. Wendeler Grundschulen weiterentwickelt werden sollen.
„Aktuell liegen der Verwaltung wohl nicht einmal die vollständigen Übersichten über vorhandene Schul- und Verwaltungsräume inklusive der Klassensaalgrößen in gebündelter Form vor“, stellt Marc André Müller, ernüchtert fest. Daher habe die SPD den Bürgermeister beauftragt, zügig diese wichtigen Informationen zusammenzustellen und den Fraktionen nachzureichen. Dazu hat die SPD dem Bürgermeister eine entsprechende Datenmaske zur Verfügung gestellt. „Diese orientiert sich an den Angaben, die in Schulentwicklungsplänen anderer Schulträger, z.B. des Landkreises St. Wendel und der Stadt Ottweiler zu finden sind“, erklärt Müller.
Man hoffe nun, dass der Bürgermeister in den Ferien endlich seine Hausaufgaben mache und dass dem Stadtrat bald ein transparentes Gesamtbild auf dem Tisch liege. Zugleich betont er die Wichtigkeit, angesichts angespannter städtischer Finanzen und gestiegener Baukosten planvoller und mit mehr Weitsicht, zugleich aber auch deutlich zielstrebiger als bisher vorzugehen und nicht noch mehr Zeit zu verlieren.